Alles entmaterialisiert sich

Immer mehr Dinge lösen sich in der digitalen Welt auf, sie verschwinden einfach in der virtuellen Welt, lösen sich in Bits und

Eine neue Gefahr durch das Internet?

Was damals die Briefmarken- oder Bierdeckelsammler waren, sind heute die Musik- oder Videosammler. Der Gegenstand des Interesses, das Sammelobjekt, hat sich »entmaterialisiert«; aus der körperlichen Briefmarke ist die Datei auf dem Computer geworden. Zudem können sich Sammler heute mit nur einem Klick mit anderen Sammlern austauschen, und das Vervollständigen einer Sammlung ist heute sehr viel einfacher als je zuvor. Eben mal eine Datei über Skype versenden ist für viele Internet-Nutzer normal.
Der technologische Fortschritt ermöglicht es auch, Bild-, Musik- und Videodaten in einer Form zu speichern, die einen Bruchteil des Speicherplatzes benötigt, der noch vor wenigen Jahren dafür nötig war. Dateiformate wie »jpg«, »mp3« und »DivX« stammen von Dateikomprimierungsprogrammen, die es erst ermöglichten, dass z.B. ein Spielfilm in nur unwesentlich schlechterer Qualität im Vergleich zum Original auf eine normale CD passt. Durch diese Technik kann jeder mp3-Player heute mehrere Tausend Musikstücke speichern.

Diese technische Komprimierung verringert, nebst immer schneller werdenden Internetverbindungen, die Download-Dauer und macht es überhaupt erst interessant, Musikstücke, Videos oder Bilder aus dem Internet herunterzuladen und zu sammeln. Hinzu kommt, dass auch die externe Speicherung dieser Daten über jeden handelsüblichen DVD- oder CD-Brenner möglich ist und dass diese Geräte ohne Fachwissen zu bedienen sind. So ist jeder Computernutzer in der Lage, sich seine Datenbestände so oft zu kopieren und so zu verbreiten, wie er es möchte. Das gilt natürlich auch für urheberrechtlich geschützte Inhalte, wie zum Beispiel den neuesten Kinofilm. In diesem Zusammenhang sind besonders die Tauschbörsen im Internet, Peer-to-Peer-Networks bekannt geworden, die es jedem Mitglied erlauben, sich gesuchte Inhalte von den Festplatten der angeschlossenen Freunde herunterzuladen.

Deshalb versucht die Medienindustrie mit Werbespots oder gerichtlichen Klagen gegen die Flut der Urheberrechtsverletzungen vorzugehen, doch die Erfolge dämmen den entstandenen Schaden nicht ein. Auch die Idee, ein Digital Rights Management für alle Bild- und Tonträger einzuführen, hat eher zu mehr Problemen als zu Lösungen geführt. Dieses DRM schränkt die Nutzung des erworbenen Datenträgers (CD, DVD, etc.) derart ein, dass niemand diese geschützten Inhalte mehr kaufte, weil zum Beispiel nicht jedes Abspielgerät mit der digitalen Verschlüsselung zurechtkam. So konnte es passieren, dass eine legal erworbene DVD auf dem heimischen DVD-Player nicht abspielbar war, es aber auch keine Möglichkeit des Umtausches mehr gab. Durch das Urheberrecht sollen die Rechte der Künstler an ihren Produkten gewahrt bleiben, doch der Kampf gegen die global betriebenen Urheberrechtsverletzungen scheint extrem schwierig.

Nun kann die Kombination dieser Bezugsquellen von Apple und der Telekom ein wichtiges Signal für den Musikmarkt sein. Sobald die Lizenzrechte von der Musikindustrie durch diese »Superprovider« auf internationaler Ebene vergeben sind, naht die Zeit der Flatrates und Abonnementmodelle – und gleichzeitig das Ende der einzelnen Abrechnungen nach mp3-Songs. Wer für 9,99 Euro im Monat jede Musik der Welt hören kann, wird davon begeistert sein, weil es ihn davon entbindet, stets und ständig wieder online bezahlen zu müssen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Firma, Spotify, die eine 71 Millionen Dollar Investition bekommen hat, um Produkte, die eine Musik-Flatrate anbieten, auf den Markt zu bringen. Das Produkt ist in Deutschland noch nicht verfügbar. Jeder, der in einem Land keine Musik hören kann, weil ein anderer Anbieter hier ein exklusives Recht an einer Musik-Flatrate über die gleiche Software und Hardware besitzt, wird sofort gegen diese Einschränkung rebellieren. Deswegen müssen Abonnentenmodelle und Flatrates mit weltweiter Gültigkeit an den Kunden vergeben werden – mit einem zentralen Login über die Handynetze Musik zu hören wäre doch ein wunderbarer Service. Probleme gäbe es nur bei der Netzabdeckung, alles andere ist logisch und realisierbar. Ist es aber bis heute nicht.

Auf jeden Fall erlebe ich eine Entmaterialisierung. So lösen sich die mp3-Dateien auf dem Computer, dem Handy und dem iPod einfach - im wahrsten Sinne des Wortes - in Luft auf, sie erscheinen nur noch kurzfristig zum Abhören in der realen Welt und schon sind sie wieder in der virtuellen Welt verschwunden, weil die Musikstücke von einem großen Supercomputer (Cloud-Computing) gestreamt werden.
Aber das ist mit Sicherheit keine neue Gefahr des Internets. Denn damit werden wir endlich einmal überschüssigen Ballast auf den Festplatten los, genauso wie wir den Kopf für wichtigere Dinge frei bekommen. Für den mündigen Bürger von heute ist das mit Sicherheit keine Gefahr, sondern ein weiterer Schritt in Richtung Freiheit und digitale Selbstbestimmung - umgesetzt in der digitalen Welt. Also die Freiheit über meine Daten und Dateien. Überall und auf allen Displays.

 

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8 Kommentare

  • Ich verteidige das private Eigentum an Vervielfältigungsstücken auch in der digitalen Welt. Wenn die Inhalte nur noch in der 'Cloud' gespeichert sind, ist es für den Staat (oder auch für private Betreiber der Cloud) sehr einfach, Inhalte bei entsprechender Interessenslage rückstandsfrei aus der Welt verschwinden zu lassen.

    Wie viele Bücher inkriminierter Autoren haben z.B. in Deutschland die Nazizeit in irgendwelchen Dachbödenverstecken überstanden, konnten (wenn auch unter Lebensgefahr) auch in dieser Zeit rezipiert werden und waren nach 1945 einfach umstandslos wieder verfügbar?

    Hätte es DRM und Streaming-Dienste bereits 1933 gegeben, hätten sich die damaligen Machthaber sicher die Hände gerieben. Bücherverbrennungen wären - was diesen Bereich anbetrifft - technisch überflüssig gewesen. Man hätte einfach die Stammkopien in der 'Cloud' konfisziert. Die bei den Bürgern vorhandenen DRM-gekapselten Kopien wären nach ein paar Jahren durch Zerfall und Defekte der Anspielgeräte, an die das DRM sie band, ohnehin unbenutzbar gewesen.

    Ein gewisses Mass an privater Hortung von Datenträgern mit technisch frei kopierbaren Inhalten ist m.E. für eine gesunde 'Balance of Power' zwischen Staat, Content-Anbietern & Bürger unerläßlich.

  • Daumen hoch! Ist die Zukunft in Bezug auf viele weitere Bereiche, welche die eigene Festplatte entlasten und im Internet, auf Riesenrechnern landen werden.

  • Ja, Daten entmaterialisieren sich. Für mich ist diese Entwicklung sehnlichst erwartet. Mir widerstrebt es zutiefst eine riesige Festplattensammlung zu betreiben und verwalten zu müssen. Es geht zu viel Zeit dabei verloren. Auch mag ich diesen sich daraus ergebenden Verstollständigungswahn nicht.

    Würde eine allgemeine monatl. Flatrate und gestreamte Musik absolut bevorzugen.

    Im Moment kaufe ich keine Musik (ich stehle sie aber auch nicht) weil ich die Einschränkungen der aggressiven Manager nicht akzeptieren kann. Ich höre schon lange nur gestreamte Musik im Internet. Bei den DVDs hab ich das gleiche Problem. Die Ländercodes stören mich total, es schränkt mich unglaublich ein, also verzichte darauf so ein Produkt zu kaufen. Ich schau mir halt Youtube Clips an. Das ist legal, lustig, individuell, völlig frei zugänglich, keine Werbung, einfach herrlich.

    Die letzte DVD die ich gekauft habe hatte diese riesige aggressive Anti Piracy Message. Ja, die DVD hab ich gleich mal ausgeworfen und nie wieder abgespielt. Hab ich es als Konsument nötig mir das anzutun? Das ist doch in Wirklichkeit brutales Bullying. Es nervt einfach nur.

    Jetzt kaufe ich nicht mehr. Keine CDs, keine DVDS, Fernseher flog vor 3 Jahren raus. Meine Unterhaltung ist komplett gestreamt. Das ist bequem, kostenlos, aber 100-ig legal.

    Ich glaube die Medien Industrie muss dem Druck mal nachgeben. Die hölzernen Zahlenreiter und Lizenzdiktatoren werden immer unsympathischer in unserer digitalen Welt.

  • Ich denke man sollte sich dem Wandel nicht entgegenstellen. Wir sind nun mal in einem Zeitalter, wo sich vieles im Internet abspielt, seien es Freundschaften auf sogenannten Social Plattforms oder Musik, die nur noch im Internet gekauft und gehört wird.
    Trotzdem ist es dann um so schöner auf altbewährte Traditionen zurück zugreifen und zum Beispiel zu Weihnachten einen hangeschriebenen Brief zu verschicken.

  • also ich kann nur soviel sagen dass es schon längst ein angebot gibt ohne drm bei dir man die musik auch nachdem man gekündigt hat behalten kann und das liegt am deutschen recht denn wenn man selber die musik mitschneidet beim radio kann man sie auch behalten und ein anbieter macht sich dass eben zu gunsten 🙂

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